2. Station
Die Entsprechung von Zahl und Ton
Die an einer Saite hervorgerufenen Schwingungen führen über die umgebende Luft ursächlich zu Schwingungen im Ohr, die im Gehirn zum Hören eines Tones umgewandelt werden. Der gesamte Vorgang lässt sich heute objektiv kausal-logisch erklären und quantitativ beschreiben.
Das Hören eines Tones führt jedoch in jedem Menschen einer subjektiv-persönlichen Empfindung, die von anderen Menschen objektiv nicht nachvollziehbar ist. Diese Empfindung ist abhängig von der Eigenart jedes einzelnen Menschen. Und kein natürlicher Sinn ist so ursprünglich und tief mit den elementaren Bedingtheiten jedes einzelnen Menschen verankert, wie der Hörsinn.
Dieser Unterschied war Hans Kayser, dem Stammvater der Harmonik in unserer Zeit, zu tiefst bewusst. Deshalb prägte er den Begriff der
Entsprechung
zur Beschreibung der besonderen Beziehung zwischen Zahl und Ton. Dieser Entsprechung ordnet er, zur Unterscheidung von der wissenschaftlichen kausal- logischen Denkweise, das analogische Denken zu. Seine lebenslangen Bemühungen um ein angemessenes Verständnis der Harmonik führte ihn zu einem universellen Verständnis dieser Entsprechung von Zahl und Ton.
Und so bedeutet für ihn der Begriff „Zahl“ den Inbegriff von allem, was wir auf unserer Suche nach Weltverständnis durch Zählen, Messen und logischem Folgern aufwenden, um zu einer umfassenden, objektiven Beschreibung dieser Welt um uns zu gelangen.
Der Begriff „Ton“ ist für ihn der Inbegriff von allem, was wir bei unserer subjektiven Begegnung mit dieser Welt in uns empfinden.
Beide Inbegriffe beinhalten dann insgesamt das
gesamtheitliche Erleben der Welt
in der Wechselwirkung zwischen der Erklärung der Welt um uns und dem gefühlten Wahrnehmen dieser Welt in uns